Auch wenn die Tradition des Bierbrauens wohl lange vor dem legendären König Gambrinus, nämlich bis ca. 3000 v.Chr. zurückzuverfolgen ist und es gar Theorien gibt, die das Bier bereits vor 13.000 Jahren in ersten sesshaften Nomadenstämmen vermuten, findet der Bierkrug selbst erst im 16. Jahrhundert Einzug in die Gesellschaft.

 

In dieser Zeit wurde aus einem einfachen Küchenutensil ein wahres Kunstwerk. Der Bierkrug entwickelte sich zur schmückenden Hülle des geliebten Getränkes und war seit jeher nicht mehr wegzudenken. Die ersten „Humpen“ waren salzglasierte Krüge aus Steinzeug mit einem zinnernen Deckel, der auf die Pestepidemien des 14. Jahrhunderts und späteren todbringenden Moskito-Schwärmen zurückzuführen ist, als Folge deren die damaligen Fürsten das Abdecken sämtlicher Speisen und Getränke per Gesetz befahlen, um ihre Untertanen vor Krankheit und Tod zu schützen. Der Deckel des Bierkruges wurde somit zum beliebten Detail.

Bierkrüge wurden sehr schnell zum Kunstobjekt und Statussymbol. Renaissance-Künstler entwarfen aufwendige Relief-Darstellungen, die die Krüge verzierten. Meist handelte es sich hierbei um Wappen und historische und biblische Motive. Im 16. und 17. Jahrhundert zeugten die Formen und Farben des Bierkruges von dessen Herkunft. So waren die Krüge aus dem Norden schmal und hoch, die aus dem Süden wuchtig und breit. Im Westen verarbeitete man graues Steinzeug mit blauen Zeichnungen, im Osten braunes Steinzeug. Allen Krügen war jedoch der Wert als kleines Kunstobjekt gemein.

Im 18. Jahrhundert verloren Profile und Formen an Bedeutung. In den Vordergrund traten nun Materialien und Dekorationen anhand deren man Bierkrüge unterschied. Nun wurden auch Bierkrüge aus Glas hergestellt, eine aufwendige Prozedur. Damals galt der Grundsatz, je klarer das Glas und somit auch das Bier, desto teurer.

Das darauffolgende Jahrhundert wurde hinsichtlich der Bierkrüge von Vielfalt geprägt. Aufgrund der gereiften Kenntnisse sämtlicher Produktionsverfahren war es nun möglich, Bierkrüge vielfältig herzustellen - ob aus Porzellan, was jedoch nur für Reiche erschwinglich war, Silber, Elfenbein und Bernstein, ausschließlich für Herrscher, oder Holz und Zinn für jedermann.

Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Serienproduktion der Bierkrüge ihre Geburtsstunde. Der Gipsdruck ermöglichte von nun an die Herstellung in vorgefertigten Formen, nicht mehr von Hand. Dies vereinfachte nicht nur die Herstellung der beliebten Krüge, sie wurden dadurch auch erschwinglicher. Die Optik der Bierkrüge verfügte über ein großes Spektrum, das von Renaissance-Motiven mit Relief-Dekorationen, über kunstvolle Jungendstilobjekte, militärische Reservistenkrüge und Brauereikrüge, bis hin zu Figurenkrügen in Form von Mensch, Tier oder Gebäude reichte. Ein besonderes Beispiel hierfür sind die Totenkopfkrüge der Studenten mit der Inschrift "Gaudeamus igitur" (lat. „Lasst uns also fröhlich sein!“), welche sich heute noch großer Bekanntheit erfreut. Diese Zeit wird auch als "Goldene Zeit des Bierkrugs" bezeichnet. Die Hingebung zur Bierkrug-Kultur würde es seit jeher nie wieder geben.

Der Bierkrug der heutigen Zeit ist eher ein Sammler- bzw. Liebhaberobjekt. Die moderne Produktion lässt keine Wünsche offen, so dass Bierkrüge in allen Formen, Farben und Stilen hergestellt werden können. Meist handelt es sich um historische Replikationen von Bierkrügen bzw. deren moderne Darstellung. Der Bierkrug erfreut sich heute größter Beliebtheit in vielen Ländern und verschafft diesem Traditionsprodukt weltweites Interesse.